Volksbrauchtum im Jahreslauf: Weihnachtsabend  Max Kürschner, verdienter Heimatforscher aus Madelungen, hat vor 70 Jahren die damals noch fest verwurzelten Bräuche seiner Region aufgeschrieben.Hören wir heute, was er über den Weihnachtsabend berichtete:Der Weihnachtsbaum ist der schönste Schmuck des Festes. Eltern und erwachsene Geschwister haben ihn geputzt, d.h., mit bunten Glaskugeln, Ketten, Konfekt, Schokolade und sonstigen möglichen und unmöglichen Dingen (Pilzen, Engeln, und Weihnachtsmännern, Vögeln, Trompeten usw., alle durchweg aus Glas) behängt.Rauhreif, Lametta und Engelshaar finden ebenfalls ausgiebig Verwendung, dazwischen glitzern Eiszapfen. Als besondere Zierde bekommt der Baum eine kunstvolle Spitze. So glänzt er festlich, heute wie zu Großvaters Zeiten?An ein bloßes Lichtergestell oder eine einfache Pyramide können sich selbst die ältesten Leute nicht mehr erinnern. Freilich, früher war der Baumbehang wesentlich bescheidener; rotbäckige Äpfel, vergoldete Nüsse und versilberte Tannenzapfen, einiges Naschwerk und Ketten aus Buntpapier oder auf einem Faden aufgereihte Papierschnitzel, auf den Zweigen Wattebäuschen als Schneeimitation.So stellen wir ihn uns von alters her vor:Den Weihnachbaum in seinem feierlichen Schmuck. Am Heiligen Abend, nach dem Besuch der Christvesper, wurden die Lichter des Baumes zum ersten Mal angezündet. Seit 1676 diente, wie bei Ostern und Pfingsten, eine Frühmette am ersten Feiertage der Einstimmung auf das Fest. Dabei musizierte der Kirchenchor vom Turm herab. Seit 1889 trat an diese Stelle die noch heute übliche Christvesper. Sie erfreut sich stets eines guten Besuches. Zwei geschmückte Tannenbäume strahlen das Licht der heiligen Nacht in den weiten Kirchraum. Kerzenschein auf Gestühl und Emporen erhöht die feierliche Stimmung. Die ältesten Schulkinder, vor dem Altar stehend, sagen die "Weihnachtsgeschichte" auf. Zwischendurch lassen Kinder- und Kirchenchor die alten lieben Weihnachtslieder erklingen und unter dem gemeinsamen Gesang des Chorals "Oh du fröhliche, oh du selige?" nimmt dann am Schlusse jedes Kind eine kleine Weihnachtsgabe in Empfang. Voller Erwartung geht es dann nach Hause, wo unterdessen alles zur Bescherung vorbereitet ist? Nach Max Kürschner, 1937, bearbeitet von R. Lämmerhirt    Mihla,06.12.2006